Gastgeberverzeichnis

Wir kamen aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands, aus Thüringen, der Oberlausitz und Schleswig Holstein. Wir alle sind Anfang Sechzig außer Dieter, der ein wenig jünger ist. Alle 6 freuten sich auf diese Wanderung und waren gespannt, ob wir konditionsmäßig durchhalten, wie viele Blasen wir haben werden und ob das Wetter mitspielen wird.

Um 12.00 Uhr traten wir vollzählig und abmarschbereit an. Wir, das waren  Sybille (genannt Bille) und Dieter aus Suhl, Anni und Hansi aus Löbau und Jutta und Harald aus Ahrensburg.

Nachdem wir die Autos sicher geparkt und das Gepäck umgeladen hatten, liefen wir alle zum Suhler Bahnhof. Henry, der Sohn von Bille und Dieter, beförderte unser Gepäck mit dem Auto zum Bahnhof, damit wir ganz entspannt loslegen konnten. Von hier ging es per Regionalbahn nach Eisenach, da wir auf Grund des Staffellaufes keine Unterkunft in Hörschel  bekommen hatten. Beim Umsteigestopp gab es ein großes Kirschenessen mit Kirschkernspucken.

Als wir in Eisenach ankamen, ging es mit Gepäck zu Fuß zur Pension “St. Peter“. Der Weg wurde unser erster Probelauf für die Rennsteigwanderung, denn wir hatten einen riesigen Umweg genommen, trotz Tageslicht, des Einsatzes von RUNTASTIC als Navigationsgerät und eines der Ortsbestimmung kundigen Kapitäns.

Nach der Ankunft machten wir uns zur Stadtbesichtigung auf. Wir bummelten durch die Einkaufsmeile, vorbei am  Rathausplatz, Luthermuseum und dem Theater.
Das Abendessen nahmen wir in der Pension ein und es gab traditionsgemäß „Thüringer Rostbrätel“. Um 21.00 Uhr sahen wir uns das WM-Fußballspiel  Deutschland - Ghana auf unseren Hotelzimmern an. Der Genuss des Spieles war auf Grund der Größe des Fernsehers getrübt. Leider gab es keinen Aufenthaltsraum mit großem Flachbildschirm.

1. Etappe: 
Beginn: 08:31 Uhr, Ende: 16:35 Uhr
gesamt: 19,35 km - aufwärts: 639 Hm, abwärts: 288 Hm     
Ziel: Waldgasthof “Hubertushaus“ in Ascherbrück

Der Rennsteig, der Höhenweg des Thüringer Waldes, war entlang des gesamten Weges gut ausgeschildert und gekennzeichnet durch das große "R". Er ist der älteste und bekannteste Wanderweg Deutschlands. Auf der Runst (thüringisch = Wanderung) begrüßt man sich immer mit den Worten „Gut Runst“. Viele hatten unseren Gruß nicht verstanden und uns mit Servus, Grüß Gott, Moin, Moin oder nur Hallo geantwortet.

Wir ließen unsere Wanderung langsam aber stetig bergauf angehen. Anfangs ging es durch Wiesen, Felder und Laubwälder mit schönen Ausblicken auf die Täler und Dörfer. Unsere Körper, vor allen Dingen die Beine, mussten sich erst an die bevorstehenden Wanderungen gewöhnen. Der erste allmähliche Anstieg Richtung Rennsteig war für uns alle kein Problem.

Den ersten kleinen Stopp legten wir am Großen Eichelberg (310 m ü. NN) ein. Hier bot sich uns ein sehr schöner Blick zur Wartburg. Weiter wanderten wir durch Clausberg, einem kleinen Dorf, zum Vachaer Stein. Das ist ein Paßübergang, der bereits 1813 von Napoleon beim Rückzug genutzt wurde. Die nächste Station war die Hohe Sonne. Aber zuvor gab es die wohlverdiente Mittagsrast am Vachaer Stein.

Von Würstchen, Brötchen, Tomaten, Gurken und Absacker war alles da. Während unseres Essens kam eine Wanderin auf uns zu und wir unterhielten uns sehr nett mit ihr. Es war Connie aus Flensburg. Durch ihre redselige Art war schnell Kontakt aufgebaut. Sie wollte die komplette Rennsteigwanderung in ca. 8 Tagen allein durchführen zum Training auf eine spätere Compostela-Wanderung (Jakobsweg). Sie zog vor unserem Aufbruch allein weiter.

Gegen 14.00 Uhr erreichten wir die Hohe Sonne. Das Ziel war nicht zu verfehlen, da Jutta mit ihrem Runtastic  laufend die Kilometer, Höhenangaben und Route kontrollieren konnte und Bille ständig Kontakt zur Außenwelt mit ihrem Smartphone hatte, das aber während der weiteren Wanderung nur noch „Schmartphone“ genannt wurde. An einem Kiosk rasteten wir, um wieder aufzutanken mit Rennsteigbratwürsten, Kuchen und Waldmeisterfaßbrause, eine Erinnerung an die Kindheitstage. Auch das Kirschen essen kam nicht zu kurz. Anni und Hansi hatten sie frisch gepflückt und aus der schönen Oberlausitz mitgebracht. Nanu, hat Bille den Kirschkern verschluckt?

Um 16.35 Uhr erreichten wir unser Quartier in Ascherbrück bei Ruhla und der erste Weg ging bei diesem schönen Wetter direkt in den Biergarten. Egal ob dunkel oder hell, der edle Tropfen schmeckte sehr, sehr gut. Nach dem Frischmachen ging es ins Restaurant und hier trafen wir wieder auf Connie aus Flensburg (Reisebericht von Connie). Bei dem sehr reichhaltigen Abendbrot haben wir viel erzählt und gelacht. Sehr satt und leicht kaputt ging es ab in die Betten. Leider war die Nacht nicht sehr entspannend, denn unsere Einzelbetten quietschten bei jeder kleinen Bewegung, so dass wir sehr unausgeschlafen den nächsten Wandertag beginnen mussten.

23.06.2014

Leicht gerädert ging es nach dem Frühstück Richtung Grenzwiese zu unserer nächsten Unterkunft am Kleinen Inselsberg, oberhalb von Brotterode.

2. Etappe: 
Beginn: 09.22 Uhr, Ende: 16.46 Uhr   
gesamt: 15.4 km  aufwärts: 576 Hm, abwärts: 410 HM
Ziel: Hotel „Kleiner Inselsberg“

Trotz der ersten  20 km fühlten wir uns alle wohl und konnten die nächste  Etappe in Angriff nehmen. Wir wanderten entlang des Pummpälzweges und langsam wurden aus den Laubbäumen Nadelbäume, typisch für den oberen Rennsteig. Es ging vorbei am Ruhlaer Häuschen, an den Schlauchentalwiesen und vielen Grenzsteinen aus vergangenen Zeiten. Am Wegesrand erfreuten wir uns immer wieder über die wunderschönen, in allen Farben blühenden Blumen wie Klatschmohn, Kornblumen und Fingerhüte.

Am Glöckner auf 692 Hm machten wir unseren ersten kurzen Stopp,  denn die Aussicht war traumhaft. Hier trafen wir auf ein junges Pärchen aus Hannover, die gerade geheiratet hatten und in den Flitterwochen waren. Sie wohnten in  Brotterode und wurden täglich irgendwo hingefahren und nach der Wanderung wieder abgeholt. Auf der gleichen Etappe überholte uns eine Mutter mit Tochter und Hansi kam der Dialekt sehr heimisch vor. Tatsächlich kamen die beiden ebenfalls aus Löbau in der Oberlausitz, der Heimat von Anni und Hansi. Nach einem kurzen Plausch zogen wir alle weiter, denn wir hatten bis zum Inselsberg noch ca. 6 km und alles leicht ansteigend.

Am Dreiherrenstein  machten wir unsere Mittagspause. Dieter stärkte sich mit seinem „Wanderbier“. Dann ging es weiter zur Brotteroder Hütte (720 Hm). Von hier aus ging es einen etwas steileren Anstieg zum Inselsberg  hinauf. Der Inselsberg ist der zweithöchste Berg am Rennsteig (916 Hm) Als Grenzweg teilte einst der Rennsteig den Inselsberg in gothaisches und hessisches Gebiet.

Der Große Inselsberg ist wegen seiner wunderschönen Aussicht der meist besuchte Gipfel des Thüringer Waldes mit seinen regional typischen Buchen, seltenen Farnen, Moosen und Flechten.

Es gab immer wieder viel zu erzählen und vor allen Dingen zu lachen, trotz Billes leichter Rückenschmerzen und Annis beginnenden Halluxschmerzen und Blasen. Entlohnt wurden all diese Strapazen durch den traumhaften Ausblick vom Inselsberg.  Bei Kaffee und Kuchen ließen wir uns von der Sonne verwöhnen.

Postkarten wurden geschrieben und Hansi  ließ sich von Billes „Schmartphone“ begeistern. Die Frage ist jetzt, wird Hansi im nächsten Jahr bei unserer Wanderung ebenfalls ein „Schmartphone“ mit dabei haben?  Wie überzeugend  hat Bille die Notwendigkeit eines solchen Gerätes rübergebracht? Wir werden sehen!

Wir konnten uns etwas Zeit lassen, denn unser Ziel war nur noch 1,6 km entfernt. Also rasteten wir noch ein wenig. Zur Abwechslung begegneten wir zwei Frauen mit 3 ganz jungen Hunden und Anni war als Hundeflüsterin voll in ihrem Element.

Unser Reiseleiter- und Reiseführer Dieter war auf alles bestens vorbereitet und konnte uns viel Wissenswertes und Interessantes auf unserer gesamten Wanderung erzählen. Manches Mal holte er den Reiseführer heraus und las  uns über die Geschichte und Bedeutung erreichter Wanderziele etwas vor. Vielen Dank Dieter!

Nachdem wir unser Ziel, das Hotel „Kleiner Inselsberg“ erreicht hatten, saßen wir wie immer erst einmal im Biergarten und stillten unseren Durst.
Das  Abendessen hatten wir uns redlich verdient und es wurde ein sehr lustiger Abend. Wir erzählten und lachten viel und bemerkten gar nicht wie die Zeit verging. Zum Abschluss unterhielten wir uns mit zwei älteren Herren am Nebentisch, die ebenfalls die Rennsteigwanderung machten. Interessant war die Geschichte des einen Herrn, der 1963 aus der ehemaligen DDR geflüchtet war.

24.06.2014

An diesem Tag ging es zur Ebertswiese, wo wir unterhalb in einer 
Pension in Nesselhof (OT von Floh-Seligenthal) übernachteten.

3. Etappe:  
Beginn:  09.10 Uhr,  Ende:  16.37 Uhr
gesamt:  16,4 km - aufwärts: 441 Hm, abwärts: 542 Hm   
Ziel:  Pension „Am Rennsteig“ in Nesselhof

Gleich zum Anfang stiegen wir über die einzigen Treppen am Rennsteig steil bergauf. Wir kamen am Heuberghaus vorbei und erreichten gegen Mittag das Possenröder Kreuz. Auf Grund einer Wandermarkierung wollten wir als nächstes die Schmalkalde-Quelle ansteuern, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Nach einigen Suchen fanden wir diesen idyllischen Ort und tranken das gut schmeckende Wasser, füllten die Flaschen auf und machten uns nach einer kleinen Trinkpause wieder auf den Weg Richtung Ebertswiese.                    
Da Anni und Hansi an den „Kraftstoff“ für unterwegs gedacht hatten, gab es auf jeder Etappe für die Frauen einen Piccolo Sekt und die Männer einen Kräuter. Ab jetzt wussten wir, warum Annis Rucksack so schwer war.
Danke Anni!
Am Heuberghaus gab es extra für Wanderer eine kleine Wohlfühlmassage für die Füße, die wir natürlich nutzten. Danach ging das Laufen doppelt so gut und Annis Schmerzen am Hallux ließen erst einmal nach.

Unsere Wanderung führte uns weiter über das Possenröder Kreuz Richtung Ebertswiese. Das Wetter war zum Wandern optimal und der Gedanke an “Kurtis Imbiss“ am Bergsee bei der Ebertswiese erhöhte unser Tempo. Die Gefahr, dass die Wanderschuhe durchgelaufen werden, war uns egal, denn es gab an fast jedem Wegweiser kostenlos zerschlissene ausgediente Wanderschuhe. Gegen 15.00 Uhr kamen wir zur Ebertswiese, machten ein kleines Päuschen und gingen dann vorbei am Berghotel "Ebertswiese" - das im Sommer während der besten Wanderszeit 2 Tage in der Woche geschlossen hat - zum Bergsee. Hier bei Kurti gab es erst einmal hausgemachten Streuselkuchen und einen guten Kaffee. Dieter bekam wieder sein „Wanderbier“ und so waren alle zufrieden.

Nach der Rast liefen wir zum Bergsee. Das Wasser war zwar sauber aber lud aufgrund der Temparatur nicht zum Baden ein. Wir genossen das kleine Idyll und es ging weiter zu unserem nächsten Quartier in Nesselhof. Heute ging ein Nordic-Walking-Stock von Bille kaputt. Bille fand einen passenden Wanderstock aus der Natur und so ging es erst am Waldrand und dann steil bergab hinunter zum Dorf. In der Pension „Am Rennsteig“ angekommen, machten wir uns auf der Terrasse gemütlich und tranken ein kühles Blondes. Der Wirt, ein sehr redseliger Mann, hatte alte DDR-Requisiten und auch alte Weine, die wir alle noch kannten. Nach einem ausgiebigen Abendessen legten wir uns bald danach schlafen, denn am nächsten Tag hatten wir über 20 km zu bewältigen. In der Nacht begann es plötzlich sehr stark zu regnen und wir hofften, dass am Morgen der Regen vorbei war.

25.06.2014

Der Weg ging heute wieder bergauf Richtung Oberhof. Wenn das Wetter sich hielt, hatten wir vor, einen kleinen Abstecher zum Hochmoor zu machen.

4. Etappe:
Beginn: 08.33 Uhr - Ende:  16:30 Uhr
gesamt:  21 km,  aufwärts: 604 Hm, abwärts: 388
Ziel: Pension „Waldschlösschen" in Oberhof  
    
Zuerst ging es ca. einen halben Kilometer durch nasse Wiesen steil bergauf.  Dann kamen wir wieder auf den Rennsteigwanderweg und es ging weiter aufwärts. Die ersten dunklen Wolken brauten sich über uns zusammen  und nach ca. 5 km wurde der Regen so heftig, dass wir unsere Regenponchos überziehen mussten. Aber richtige Wandersleut stört so etwas nicht. Wir trotzten dem Wetter mit dem Trällern des Rennsteigliedes, auch wenn wir noch nicht alle Strophen konnten. An den Neuhöfer Wiesen (850 HM) ließ der Regen etwas nach und wir hatten einigermaßen gute Sicht in die Täler. Bei leichtem Nieselregen setzten wir unseren Weg unbeirrt fort.

Unterwegs begegneten wir auch einen hölzernen Wandersmann. Alle, die vorbeikamen, waren im ersten Moment überrascht, mussten dann lachen, fotografierten ihn und zogen weiter.

Auf unserem Weg begegneten wir den jungverheirateten Ehemann von gestern - allerdings allein. Die Frage, ob er sich schon von seiner Frau getrennt  hat, verneinte er. Seine junge Ehefrau hatte sich solche Blasen gelaufen, dass sie an dieser etwas längeren Wanderung nicht teilnehmen konnte.
Auch Annis Probleme mit dem Hallux wurden immer größer. Sie hatte solche Schmerzen, dass das Weiterwandern an den nächsten Tagen  in Frage gestellt war. Wir machten eine längere Rast an der Hütte „Am Wachsenrasen“ und konnten den stärksten Regen erst einmal vom Trockenen aus beobachten. Der Wanderführer einer anderen Gruppe unterhielt sich auch mit uns, gab ein paar Tipps und versuchte, seine nicht sehr redselige Gruppe bei Laune zu halten.  Unser Reiseführer Dieter war um einige Längen besser und so packten wir unsere sieben Sachen zusammen und weiter ging es. Mittlerweile klarte es etwas auf und die restlichen Kilometer liefen wir wieder in der Sonne. Nun kam kalter Wind auf und so machten wir am Grenzadler in der "Thüringer Hütte" Rast. Wir aßen eine Thüringer Bratwurst, die Dieter schon wieder besser schmeckte, denn sie kam ja auch aus der Suhler Gegend. Dazu tranken wir einen warmen Jagertee. 
Dieter, der absolute Grill- und Bratwurstmeister, akzeptiert nur Bratwürste aus dem Suhler Umland. Da wir keine Ahnung hatten, mussten wir ihm das glauben, aber bis jetzt hatte er auch immer Recht.

Jetzt gab es das erste Problem auf unserer Wanderung. Anni konnte mit ihren Wanderschuhen nicht mehr weiterlaufen. Anni und Hansi beschlossen, in Oberhof neue Wanderschuhe zu kaufen, die im Spann viel breiter waren und dem Hallux Platz ließen … So trennten wir uns beim Biathlonstadion. 
Anni, Hansi und Bille liefen direkt nach Oberhof. Jutta, Dieter und ich liefen noch bis zum Hochmoor. Das Schützenbergmoor war ca. 2,5 km entfernt, aber der Abstecher hat sich gelohnt. Das Moor wurde durch Holzstege durchzogen und hatte viele Beeren und Sumpfpflanzen. Alles war sehr gut beschriftet und wir staunten, dass es auch Moosbeeren in Thüringen gibt, die selbst im Schnee noch zu ernten sind. Mittlerweile war die Sonne wieder voll in Aktion und der Rückweg machte viel Spaß. Als wir in der Pension "Waldschlösschen" ankamen, machten sich Bille, Anni und Hansi auf den Weg in den Ort und Jutta schloss sich ihnen an. Dieter und ich beschlossen, nach dem Frischmachen erst einmal ein Kühles zu trinken. Da Dieter den Wirt kannte und wir uns angeregt mit ihm unterhielten, verging die Stunde schnell bis die anderen zurück kamen. Anni hatte sich ein paar neue Wanderschuhe gekauft und wir waren alle gespannt, wie sie am nächsten Tag laufen würde.

26.06.2014

Unsere heutige Etappe ging nach Schmiedefeld und wir übernachteten in einer Pension mitten im Ort, etwas abseits vom Rennsteig.

5. Etappe:
Beginn: 09.35 Uhr - Ende: 16.00 Uhr
gesamt: 16,4 km - aufwärts: 288 Hm, abwärts: 403 Hm
Ziel: Pension „Anschütz“ in Schmiedefeld am Rennsteig

Es war sehr kalt am Morgen und wir mussten uns warm anziehen. Von der Pension ging es Richtung Rondell. Wir liefen am Wald entlang und schauten uns zuerst das Waldarbeiterdenkmal von Oberhof an. 1946 bis 1949 pflanzten russische  Soldaten und Einheimische gemeinsam den durch Windbruch und Borkenkäferschäden stark geschädigten Thüringer Wald wieder auf. 
Über eine Fußgängerbrücke gelangten wir anschließend zum Rondell. 
Wir stoppten kurz beim Obelisken und dann ging es Richtung Großer Beerberg.

Auf dieser Strecke waren bedeutend mehr Wanderer unterwegs, weil viele von ihnen am Rondell mit Bus oder Auto ankamen und das auch das Ende ihrer Wanderung ist. Es ging vom Rondell leicht ansteigend und wir kamen schnell voran. So konnten wir die „Eintagswanderer“ locker überholen.
Sehr entsetzt waren wir bei Ankunft an der Suhler Ausspanne. Landschaftsplaner und die Tourismusbranche sollten sich einmal ihr Konzept vor Augen führen. Dieses Betonhäuschen, das hier im Entstehen ist, passt absolut nicht in den Thüringer Wald. Das Gleiche gilt, unser aller Meinung nach, für die modern gestalteten und errichteten Aussichtstürme. Warum lässt man den Thüringer Wald nicht in dem Stil wie er immer war? Alles Moderne muss nicht immer schön sein!

Bei dieser Rast lernten wir ein älteres Ehepaar kennen, die mit dem Wohnmobil schon längere Zeit unterwegs waren. Sie mussten allerdings  5 Tage später zu Hause sein, denn dann waren ihre sauberen Unterhosen aufgebraucht. Nachdem wir ausreichend gelacht hatten, ging es weiter. 
Bei unserer Wanderung sahen wir im Forst einen Harvester. Das ist eine Maschine, die der Forst nutzt, um Bäume zu roden, zu entästen und auf Länge zu schneiden. Wir waren fasziniert von der Arbeitseffektivität und staunten nur noch.
Bille, die beim  Forst gearbeitet hatte, kannte das natürlich und hatte die ganze Zeit auf ein Treffen mit ehemaligen Forstarbeitern ihres Reviers gehofft.  Aber leider wurde ihre Hoffnung nicht erfüllt. Alles Forstarbeiter aus fremden Revieren.

Wir wanderten weiter zur „Schmücke“ und waren dort sehr entsetzt über so viel Unfreundlichkeit einer Kellnerin, die auf der Seite der Selbstbedienung arbeitete. Auf die Frage, ob es bei ihr auch Tee gäbe, beantwortete sie mit einem unfreundlichen kurzem „ja“. Aber als ich Roibuschtee verlangte, verneinte sie mir diesen genauso unfreundlich. Meine Frage, was sie denn für Tees hätte, beantwortete sie kurz angebunden mit: „nur die Standardtees“. Jetzt weiß ich auch was Standardtees sind. Es sind die 3 Teesorten, die sie gerade vorrätig hatte. Der Kaffee und der Tee schmeckten nicht und waren obendrein noch lauwarm. Aber die Krönung war die unfreundliche und desinteressierte Kellnerin, die zwischendurch abseits eine Zigarette durchzog. Wir zogen schnellstens weiter und haben die „Schmücke“ in schlechter Erinnerung. Wir fragten uns allerdings, wie sich eine Ausflugsgaststätte das leisten kann.

Unsere Wanderung ging weiter und unsere Frauen wurden langsam müde.
Oder? Die Bilder sagen eigentlich alles!
Trotzdem Hochachtung - wir haben es bis jetzt ohne Totalausfälle bis hierher geschafft und den Rest schaffen wir auch noch. Schmiedefeld war nicht mehr weit, außerdem reizte uns das Fußballspiel am Abend, so dass wir noch einmal richtig Gas gaben. Der Blick auf die Täler rund um Schmiedefeld entlohnte alle Strapazen des Tages. In Schmiedefeld ging es erst einmal bergab ins Dorf und dann wieder bergauf zur Pension.

In der Pension „Anschütz“ wurden wir von der Wirtin freundlich begrüßt und sie versprach uns, den Tisch im Speiseraum direkt vor den Fernseher zu stellen, so dass wir alle das Fußballspiel Deutschland - USA sehen konnten. Aber zuerst ging es einmal auf die Terrasse, um unseren abendlichen Trunk zu nehmen. Gegen 18.00 Uhr kamen Ingrid und Kobi, ein befreundetes Ehepaar von Bille und Dieter. Wir genossen noch etwas die Sonne bei Bier und Radler, aßen dann zusammen und sahen Fußball.
Das Frühstück am nächsten Morgen war ausgezeichnet und lobenswert. Es war ausreichend und sehr abwechslungsreich. Am besten gefielen uns die selbstgeschlachteten Fleischwaren, wie Leberwurst, Blutwurst und Mett. Einfach lecker!

27.06.2014

Unser letzter Wandertag führt uns nach Neustadt am Rennsteig.

6. Etappe:
Beginn: 09.34 Uhr, Ende:  16.45 Uhr
gesamt: 16,3 km - aufwärts:  397 Hm  abwärts:  324 Hm
Ziel: Landhaus „Cafe Edelweiß" in Neustadt a.R.

Gut gestärkt, ausgeruht und lustig drauf, machten wir uns auf den Weg zu unserer letzten Etappe. Erst ging es bergab und am Ortsende von Schmiedefeld gleich wieder bergauf zum Rennsteig. Das Wetter spielte heute sehr gut mit, denn wir hatten strahlenden Sonnenschein und ein laues Lüftchen wehte. In der Stimmung und mit der Kondition, die wir heute drauf hatten, hätten wir die gesamte Rennsteigwanderung (168 km) machen können.

Das erste Ziel, das wir heute ansteuerten, war der alte restaurierte Rennsteigbahnhof. Unser Guide Dieter konnte uns wieder sehr viel  Interessantes berichten. Überrascht waren wir allerdings über die „seltsamen“ Sitzbänke. Es ist immer wieder schön, wenn altes, nostalgisches wiederbelebt oder nicht vergessen wird. 
Es gibt noch andere alte Züge, die durch Spenden und Verbände am Leben gehalten werden. Für Einheimische und Touristen sind sie immer wieder eine Attraktion, wie zum Beispiel die „Bimmelbahn“ in der Oberlausitz, der „Molly“ in Kühlungsborn oder der „Rasende Roland“ auf der Insel Rügen.

Jetzt ging es weiter Richtung Neustadt. Aber zuvor hatten wir noch einen Anlaufpunkt, den wir unbedingt sehen wollten und das war der Bunker, ein Museum zur Geschichte der DDR. Der Bunker war eine unterirdische, militärische Nachrichten- und Befehlsanlage des MfS.
Viele Utensilien, die wir dort im Bunker sahen, kamen uns bekannt vor. 
Es war schon erstaunlich, wie man (Staatssicherheit) damals ganz heimlich solche Bunker gebaut hatte. Nur 130 Leute hätten bei einem Atomschlag in diesem Bunker Unterkunft gefunden. Wer wären wohl diese 130 Personen gewesen? Es wäre die „sozialistische Partei- und Staatsführung“ aus Thüringen gewesen. Es ist schon immer wieder interessant, wie wir veräppelt und belogen wurden. Leider durften wir die für uns interessantesten Räumlichkeiten nicht betreten, da diese durch ein rotweißes Absperrband abgetrennt waren. Es waren z. B. der Operationsraum, die Speisevorratskammer, das Wohnzimmer ... Vielleicht lag das auch im Ermessen des Bunkerführers, der auf bestimmte Fragen ausweichend geantwortet hatte. Auf den ersten Metern beim Weiterwandern hatten wir ausreichend Gesprächsstoff.

Dann ging es etwas bergab durch den Ort Allzunah. 
Anni, Bille und Hansi machten erst einmal eine Eispause, Jutta und mir war das zu süß und Dieter ging erst einmal auf Vorauserkundung.
Bille hatte sich mittlerweile das Wandern etwas leichter gemacht. Sie hat sich Stöcker aus der Natur genommen und wieder einen schnellen Schritt vorgelegt.
Am Großen Dreiherrenstein (810 HM) machten wir unsere Mittagsrast und tranken in der Hütte gegenüber noch einen guten Kaffee. Dann ging es weiter zum letzten Streckenabschnitt nach Neustadt.

Der Große Dreiherrenstein ist der Mittelpunkt der kompletten Rennsteigwanderung, wir hätten also die gesamte Wanderung, was Kondition und Füße betrifft, ohne Problem geschafft. Auch Anni legte mit ihren neuen Wanderschuhen ein neues Tempo vor. Der kleine Muck wäre neidisch geworden.
Nach der Pause ging es auf den letzten Streckenabschnitt. Kurz bevor wir eine Bundesstraße überquerten erlebte wir eine Überraschung. Wir kamen bergabwärts und von unten kam uns ein junger Mann entgegen. Beim Näherkommen erkannten wir auf einmal Henry (Betreiber dieses Internetportals). Er hatte in der Nähe dienstlich zu tun und wollte uns überraschen. Das war ihm auch gelungen. Henry hatte natürlich eine grandiose Idee. Er wollte Filmaufnahmen von uns beim Bergab-Wandern machen. Dabei sollten wir das Rennsteiglied singen. Wie bei allen Filmaufnahmen lief es nicht so bei der ersten Klappe und wir mussten alles wiederholen. Dann waren die Aufnahmen im Kasten, wie man so schön sagt.

Henry fuhr zum Landhaus „Cafe Edelweiß“ voraus und wir saßen dann alle letztmalig auf der Terrasse bei herrlichem Sonnenschein und tranken wie immer ein bis zwei Bier oder Radler, die wir uns verdient hatten. Es gab viel zu erzählen und auszuwerten. Henry machte von uns ein letztes Foto, das uns alle zufrieden, entspannt und glücklich am Ende unserer 6-Tage-Wanderung zeigte. Eine Inspiration für alle, die diese Wanderung vor sich haben.

Allerdings erging es nicht allen so gut wie uns. Als wir im Cafe saßen, hielt vor der Pension ein Rettungswagen. Der Pensionswirt berichtete uns, dass er einen Notruf absetzen musste, da ein Spaziergänger einen über 70 Jahre alten Wanderer zusammengebrochen auf der Wiese gefunden hatte. Er wollte in unserer Pension nächtigen und musste erst einmal im Krankenhaus untersucht werden. Es war Gott sei Dank nur eine körperliche Schwäche, so dass der Herr dann doch noch im Landhaus „Cafe Edelweiß“ übernachten konnte.

Uns hat es im "Cafe Edelweiß" besonders gut gefallen. Die Zimmer waren sehr freundlich und gemütlich eingerichtet. Das Pensionsehepaar war sehr sympathisch, freundlich und nett. Das Essen am Abend war sehr köstlich! Auch am letzten Abend wurde viel erzählt und gelacht und der Absacker durfte natürlich auch nicht fehlen.

Da es uns hier so super gefallen hat, waren wir umso geschockter als wir erfuhren, dass die Einnahmen stark zurückgegangen sind. Ein Grund ist auch, dass der Tourismusverband den Ort "Neustadt am Rennsteig" in seinen Veröffentlichungen nicht mehr erwähnt, obwohl er direkt am Rennsteig liegt. Für viele Wanderer und Touristen ist Neustadt im Internet, Reiseportalen und in Reisebüros schlecht zu finden. 
Der thüringische Tourismusverband sollte sein Konzept in einigen Dingen stark überarbeiten.

Eine Rennsteigwanderung durch den Thüringer Wald lohnt sich und macht viel Spaß. Also Rucksack packen, Wanderschuhe an und los geht es.


=> Zum Teil 2 unserer Rennsteigwanderung im Jahr 2015 


Bei Fragen jeglicher Art kann man sich an Henry als Herausgeber vonwww.rennsteig.de  bzw. www.thueringen.info wenden oder an unseren privaten Reiseführer Dieter, welcher bei den oben genannten Portalen arbeitet.

(Die Nutzungsrechte gelten ausschließlich für das Portal Rennsteig.de. 
Das unerlaubte Kopieren von Text und Fotos wird untersagt.)



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