Gastgeberverzeichnis

Gut, dass wir mit dem Mittagessen nicht bis Hörschel gewartet haben! Außer uns und den Schienen ist hier nichts. Am Ausgangspunkt des Rennsteigs, dem Becken mit Kieselsteinen an der Werra, begegnen uns noch zwei Wanderer, die uns die Richtung weisen, dann sind wir unterwegs und allein. Das Wetter spielt mit, die erste Steigung bringt uns dazu, die Jacken
auszuziehen. Wir haben Funktionskleidung an und winddichte Jacken darüber, die Kombination passt und das für den ganzen Weg, obwohl die Temperaturen im Verlauf der Kurzreise von angenehmen 19 Grad auch mal auf 6 Grad sinken - aber ich greife vor.

Am Wiesenrand wachsen Schlüsselblumen, der Buchenwald ist ganz frühlingshaft hellgrün, überall blühen Waldmeister und Storchschnabel und wir wandern ganz zügig und frohgemut vor uns hin. In Windeseile sind wir schon am ersten Etappenziel - wir hatten uns zwölf Kilometer bis zur „Wilden Sau“ vorgenommen, doch da sind wir schon um viertel vor vier.
Erstmal an der Sitzgruppe rasten, eine Buche hält den leicht einsetzenden Nieselregen ab, Kaffee kochen - und jetzt? Wir beschließen, bis „Hohe Sonne“ fortzusetzen. Auf dem Weg zieht es sich zu, wir müssen Regensachen anziehen und finden uns unter einer Tanne, leider allerdings an der „Sängerwiese“ wieder. Tja, da haben wir den Weg wohl falsch gedeutet, es schien so klar geradeaus runter zu gehen!
Einige hilfreiche Anwohner weisen uns den Weg - nein nein, wir wollen nicht zurück, sondern durch die Drachenschlucht. Es geht steil bergab auf einem Trampelpfad bis zum Eingang in dieses Stück unberührte Natur, und dort windet sich der Pfad entlang einem rauschenden Bach, zum Teil auch über Gitter darüber hinweg, und schließlich dann steil bergan, vorbei an saftig grünem, tropfendem Farn und Moos, alles in Dämmerlicht getaucht. Naja, es ist ja inzwischen
auch schon halb sechs, und am Grund einer zum Teil nur einen halben Meter breiten Schlucht kommt nicht so viel Licht an. Beim Erklettern der Stufen aus der Schlucht heraus spüre ich in den Beinen, dass ich zu schwer bepackt bin… aber es nützt ja nichts. Stufen gibt’s auf dem Rennsteig hoffentlich nicht so viele!

„Hohe Sonne“ ist eine Enttäuschung - direkt an der Strasse, der Kiosk-Bereich mit Flatterband abgesperrt, und ein Plätzchen für’s Zelt ist nicht zu sehen; also gehen wir nach kurzer Rast weiter und hoffen auf die nächste Schutzhütte, an der es sogar eine Quelle geben soll.
Die Schutzhütte „Hirschstein“ ist da - winzig, 4 qm groß - aber mit Holzboden, und es ist möglich, zu zweit darin zu übernachten. Froh, darauf verzichten zu können, das Zelt aufzubauen, machen wir es uns gemütlich, kochen noch etwas zum Abendessen und verkriechen uns gegen halb neun in unsere Schlafsäcke. Ob das morgen Muskelkater gibt? Beim Murmeln der Quelle schlafen wir ein.

Donnerstag
Da wir weder Tür noch Fenster haben (den Plan, unsere Wäscheleine außen festzumachen, haben wir zwar umgesetzt, nicht jedoch die Idee, das Zelt daran als Sichtschutz zu befestigen), weckt uns heftiges Vogelgezwitscher früh am nächsten Morgen. Noch im Schlafsack unterziehe ich mich einer Fühl-Inspektion… Beine, Füße, Rücken… scheint alles noch da und funktionstüchtig zu sein! Es ist gemütlich im Schlafsack, und eher kalt außerhalb, aber leider muss ich raus. Und dann kann ich auch gleich Frühstück machen. Noch weiß ich nicht so genau, wo was ist, aber Kaffee und Porridge finden sich schnell an. Nach dem Frühstück räumen wir ein und auf, füllen Wasser auf, und schon um kurz vor sieben sind wir wieder unterwegs.

Das heutige Ziel heißt: Heuberghaus. So früh am Morgen haben wir den Wald für uns. Eine Gestalt in der Ferne, neben einem Auto, lässt uns spekulieren: da fuhr doch gestern Abend noch ein Auto auf dem Forstweg entlang? Ist hier vielleicht der Förster, der uns Vorhaltungen machen will, weil wir die Hütte belegt haben? Aber nein, es ist ein privat organisierter Rennsteiglauf mit drei Teilnehmenden - die offizielle Version fällt bedingt durch Corona natürlich aus - und der Mensch stellt einen Versorgungsposten. Wir plaudern etwas und ziehen dann weiter, schließlich wollen wir heute 23 km und über den Inselberg hinweg laufen. Die Rennsteiggrotte liegt quasi auf dem Weg und wir riskieren einen Blick. Finden aber unsere Hirschstein-Hütte rückblickend schöner. Dann begegnen wir der ersten Gruppe Männern. Etwas später einer weiteren. Dann kommt uns noch ein Trupp entgegen… bis uns dämmert: es ist Himmelfahrt! Vatertag!
Lustig, neulich war Muttertag, und ich hab noch nie Mädchen gesehen, die da irgendwas gefeiert haben… die Väter (und die, die es mal werden) sind jedenfalls sehr fröhlich, auch laut, meist höflich, und hinterlassen leider auch oft Müll. Tja. Wir versuchen, uns fernzuhalten, denn niemand trägt Maske; das ist nichts für uns.

Am Venetianerstein machen wir eine kurze Rast und genießen den Fernblick. Der Inselberg naht - uff, das sieht steil aus! Ist es auch. Oben angekommen, sind zwar auch viele Leute; wir finden dennoch ein ruhiges Plätzchen in der Sonne (ja, das Wetter ist heute traumhaft!), wo der Kocher ausgepackt wird: Zeit zum Mittagessen. Gestärkt setzen wir unseren Weg fort, über die Reitsteine mit ihrem fantastischen Ausblick, weiter zur Grenzwiese, wo tatsächlich der Kiosk geöffnet hat. Tja, jetzt sind wir satt!

Etwas später, am Heuberghaus, ist es richtig voll. Es wird Kuchen, Waffeln, Grillwurst und Kaffee verkauft, hier sind scharenweise Leute. Waffeln und Kaffee verlocken, und wir stärken uns in der Schutzhütte direkt nebenan - aber bleiben wollen wir nicht. Zu viele Menschen, zu laut. Es wird aber bald Zeit, einen Schlafplatz zu finden! Die nächste Gelegenheit, eine überdachte Sitzgruppe, nutzen wir zum Rucksack-Richten und regenfest machen, denn schon kommen dunkle Wolken heran. Durch den Regen stapfen wir noch etwas weiter. Die nächste Schutzhütte auf dem Spießberg sieht vielversprechend aus - ist aber leider besetzt. Wir suchen etwas abseits vom Weg im Wald ein schönes Plätzchen und bauen zum ersten Mal, zum Glück in stark nachlassendem Regen, das Zelt auf. Später hört der Regen ganz auf und wir kochen noch etwas zum Abendessen. Das Wasser aus der Quelle am Morgen ist fast aufgebraucht, zum Glück liegt eine weitere Quelle morgen direkt am Wegesrand. Schon um sieben Uhr liegen wir in den Schlafsäcken, doch es ist schnell dunkel unter den Tannen, und erneut setzt Regen ein. Heute Nacht werden wir weich auf trockenen Tannennadeln schlafen!

Freitag
Als wir aufwachen, tropft es nur noch von den Bäumen, wenn ein Windstoß durch den Wald weht. Trotzdem ist das Außenzelt ziemlich nass; wir packen es trotzdem ein, denn hier wird es nicht trocknen. An der Quelle, dem Löwenborn, füllen wir Wasser auf, putzen Zähne, richten nochmal meinen Rucksack - irgendetwas verschiebt sich dauernd, so dass die Isomatte, die oben quer draufgespannt ist, nach rechts abrutscht - dann geht’s weiter. Der Weg verläuft nun eher bergab, was besondere Vorsicht erfordert, damit wir nicht mit unseren schweren Rucksäcken stolpern.
Wir passieren einen der Dreiherrensteine auf dem Weg - Grenzmarken, an denen drei Länder zusammenstießen - und erreichen den Wegweiser, der zur Ebertswiese mit dem gleichnamigen Hotel zeigt. Weil es schon wieder droht zu regnen, beachten wir die anderen Hinweise nicht… jaja, der Rennsteig verläuft geradeaus weiter ins Tal hinunter, wir jedoch wandern Richtung Südwesten und Loipen! Irgendwas Schönes passiert jedoch immer: wir sehen einen Fuchs, der durch die Wiese schnürt und die letzten Meter zu seinem Ziel in lustigen Sprüngen zurücklegt. Nach einigen hundert Metern kommt uns der Weg merkwürdig vor und wir kehren um, um richtig die Schmalkalden Hütte zu passieren. Den Spitterfall wollen wir nicht besuchen - es ist kalt, zu kalt auch um länger zu rasten, es reicht nur für etwas Trockenobst und Kekse (die wollte Schwesterherz sowieso nicht mehr tragen!), dann wandern wir weiter, wieder bergan.

Wir passieren in diesem forstwirtschaftlich genutzten Teil immer wieder große Holzstapel, und auf diesem Wegstück sind es besonders viele; in der Ferne sind auch Motorsägen zu hören, und das frisch geschlagene Holz macht, dass es duftet wie in der Sauna. Am Wegrand stehen zuweilen Tafeln, die unsere unausgesprochenen Fragen beantworten. So erfährt man etwa, dass der Sturm Kyrill große Mengen an Holz „gelegt“ hat; dass schon Ende der 1940er Jahre durch Sturm und Reparationszahlungen viel Wald geschlagen und wiederaufgeforstet werden musste; dass die eigentlich hier heimische, schlankere Fichtenart besser gegen Wind und Schneelast gerüstet ist und vor allem, dass wieder Bergahorn, Tanne und Buche aufgeforstet werden, um einen Waldwandel zu bewirken, der den Wald robuster gegen Schädlinge und Witterung macht.

Bei unserer Wanderung Jahrzehnte zuvor war das kein Thema, aber jetzt müssen wir immer mal wieder Scheuerstellen abkleben; an den Zehen, den Fersen oder irgendwelchen Hosennähten. Gut, dass wir Leukotape dabei haben! Außerdem bin ich gestolpert und gestürzt, während ich im Reiseführer irgendetwas Interessantes nachlesen wollte (keine gute Idee!), daher brauchte ich es auch, um zusammen mit Mull Pflaster für’s Knie herzustellen. Deshalb geht das Tape zur Neige. Die nächste Rast an der Neuen Ausspanne wird jedoch außer zum Tapen und zum Jacke ausziehen auch zum Kaffee trinken genutzt - der Kiosk hier hat nämlich geöffnet.
Bis zur Mittagszeit wollen wir noch etwas Strecke machen, es ist ja gerade auch so schön und trocken. Das Wetter wechselt jedoch rasch: ein Regenguss überrascht uns zum Glück an der nächsten überdachten Sitzgruppe; dort machen wir uns also mal wieder regenfest. Doch der Guss dauert nur kurz, und als wir unser nächstes Ziel erreichen, „Wachsenrasen“ (eine steinerne Schutzhütte), scheint schon wieder die Sonne. Wir nutzen zwei Bäume und die mitgebrachte Wäscheleine samt Wäscheklammern (nützlich!), um das nasse Außenzelt zu trocknen, während wir Nudeln kochen. Nudeln sind auch nützlich!

Dann machen wir uns auf den Weg, die letzte Etappe für heute zu meistern: wir wollen bis nach Oberhof, was dicht am Rennsteig liegt, und dort Gas, Nudeln und Tape kaufen. Das Wetter hält sich und die Sonne scheint ausnahmsweise mal länger am Stück. Die Etappe im Reiseführer endet heute am Grenzadler, doch ein Blick in die Karte überzeugt uns davon, dass es schlauer ist, noch ein Stück weiter zu gehen und in der Nähe der Schutzhütte zu kampieren. Oder in der Schutzhütte, sofern die keinen Kiesboden hat! Auf dem Weg dorthin überqueren wir die Trainingsstrecke der hier für verschiedene Wintersportarten trainierenden Sportler*innen sowie eine Flutlicht-Strecke und erreichen schließlich den Grenzadler am Biathlonstadion der Rennsteigarena. Ohne Schnee sieht alles ganz ungewohnt aus. Noch eine kurze Strecke leicht bergan, dann sind wir auf dem Schützenberg (904m). Hier verstecken wir unsere Sachen im Wald und wandern ganz beschwingt und gepäcklos den halben Kilometer nach Oberhof, wo wir alles bekommen: Tape in der Apotheke, Nudeln und Wasser im Supermarkt und Gas Dank „Click & Collect“ im Sportgeschäft. Und: wir gönnen uns köstliche Gnocchi mit hausgemachtem Pesto, Pizzabrot und Salat!

Satt und ganz zufrieden mit unserer Beute steigen wir „unseren" Berg wieder hoch, holen die Sachen aus dem Versteck und bauen unser Camp auf.
Die Hütte verfügt zwar über breite Holzbänke, die als Schlafunterlage dienen könnten - ist aber inzwischen besetzt. Noch etwas unterhalten und vorlesen, dann beginnt die Nachtruhe - begleitet von sanftem Regen. Zumindest regnet es eher nachts oder wenn wir mit Zelt aufbauen fertig sind!

Samstag
Morgens herrscht dünner Nebel, der in dunstigen Schwaden durch unseren Zeltplatz zieht, und es tropft von den Bäumen. Wir frühstücken ausgiebig: gestern hatten wir auch noch Laugencroissants gekauft, die wir jetzt zu unserem Porridge essen. Jetzt haben wir genug Gas, dafür aber nicht üppig Wasser - blöd, eine Quelle gibt’s hier auch nicht. Daran muss man wirklich immer denken! Das Zelt ist nass, na klar, aber wird etwas geschüttelt und eingepackt; trockener wird’s jetzt nicht.
Die heutige Strecke ist noch 26 km lang, da wir bis nach Neustadt kommen wollen. Dazwischen liegen sowohl der Große Beerberg als auch der Große Finsterberg - na, letzterer ist eine Option, die sich bei schönem Wetter lohnt. Der Weg ist erst abschüssig bis zum Rondell, an welchem wir das Forstarbeiter-Denkmal bewundern, dann steigt er stetig leicht an und überquert dabei zwei Tunnel - das jedenfalls unbemerkt von uns. Es ist immer noch nebelig und es weht ein kalter Wind; gestern schon haben wir am Wegesrand Schneereste gesehen, die auch heute in Flecken ab und zu auftauchen. Jedenfalls behalten wir Mützen und Handschuhe an. So erreichen wir auch den höchsten Punkt des Rennsteigs (973 m) und folgen dem Weg weiter; alle Aussichtspunkte zeigen nichts als Nebel.

Als die Suhler Hütte rechts auftaucht, sind wir ganz begeistert von der Aussicht auf etwas Heißes zu trinken und frisches Wasser, müssen allerdings noch 20 Minuten darauf warten, bis offiziell geöffnet wird. Die Quelle auf der Wiese unterhalb der Hütte tröpfelt leider nur, so dass wir Wasser kaufen und uns mit alkoholfreiem Glühwein wieder beleben. Derart gestärkt, ziehen wir weiter und lassen das Gasthaus Schmücke unbeachtet links liegen. Es hat sowieso zu.
Der Weg führt nun entlang einer Landstrasse, auf der mit lautem Juchhe ein Radfahrer bergab rollt; auf der anderen Seite sind auf einer abschüssigen Wiese Versuchsfelder angelegt. Wir überqueren die Strasse, halten an der Tafel zum Mordfleck inne und entscheiden uns sehr rasch gegen den Umweg über den Finsterberg. Es ist immer noch nebelig, da ist mit der Aussicht wohl nicht viel los.

Und wie schön: kurz darauf begegnen uns drei Wanderer, die uns mit einem lauten „Gut Runst“ begrüßen. Was das denn heiße, wollen wir wissen - ja, so begrüßt man sich auf dem Rennsteig. Dazu gibt es sogar ein Lied (die Melodie ist eingängig und der Text - naja, „Gut Runst“ können wir uns merken!), welches wir alle zusammen schmettern; anschließend singen wir noch zusammen die erste Strophe von „Komm lieber Mai“, begleitet von Mundharmonikaklängen, bevor wir uns freundschaftlich trennen. Wie schön! Und der Mai hat zumindest, was das grün der Bäume betrifft, ganze Arbeit geleistet. An den Temperaturen könnte er noch arbeiten…

Unser Wasservorrat geht mal wieder zur Neige - auch das war ein Argument für den Original-Rennsteig „untenrum“. An der „Alten Tränke“ führt die Quelle Wasser, und wir füllen auf. Dieser Ort scheint allerdings ein beliebter Treffpunkt zu sein, weswegen wir, stetig leicht bergab, weiterziehen. Bis zum Mittagessen halten wir auch noch aus, es ist gerade mal halb eins.

Etwa eineinhalb km später - und gerade rechtzeitig vor einem heftigen Regenguss! - erreichen wir die „Drei-Grazien-Hütte“. Hier gibt es eine Feuerstelle, und ich möchte ja zu gern mal richtig Feuer machen! Dazu habe ich einen Magnesium-Feuerstein geschenkt bekommen: man schabt Späne ab, die möglichst auf einem Häuflein zu liegen kommen, gibt Zunder dazu und schlägt Funken, woraufhin das Magnesium auch bei Nässe rasch abbrennt. Leider taugt mein Zunder nicht, doch die Flammen und Funken sind beeindruckend!

Nach unserem leckeren Mahl, bestehend aus Reispfanne mit frischer Zucchini, setzen wir den
Weg fort: als Nächstes erwartet uns der historische Rennsteig-Bahnhof. Wir bewundern ihn nur durch die Büsche, vor uns liegt doch noch eine ganze Strecke, und marschieren dann flott ein
Stück auf dem ehemaligen Bahndamm, der jetzt zum Wanderweg umgebaut wurde, entlang. Allzu flott ist das Stück zu Ende und geht in Wald über; der ist auch allzu schnell durchwandert, und wir erreichen Allzunah, ein kleines Dörfchen auf dem Weg.

Wir überqueren erneut eine größere Landstraße, um dann dem Weg leicht bergan zu folgen. Jaja, es geht wieder auf über 800 m, vorbei am Großen Hundskopf (ach, wenn man sich das alles für Stadt-Land-Fluss merken würde!) und bis zu einem weiteren Dreiherrenstein. Hier gibt es Verpflegung und wir machen eine wohlverdiente Kaffeepause. Ausnahmsweise scheint die Sonne, diesen Moment genießen wir auch mit einem Stück Kuchen. Den Vorschlag aus dem Reiseführer, einen Abstecher zur Talsperre Schönbrunn zu machen, ignorieren wir; wir haben beide müde Füße. Noch etwa fünf Kilometer trennen uns von unserem Ziel, doch wo wir da schlafen, ist noch nicht ganz klar; mitten im Ort Neustadt?
Zügig geht es voran, vorbei am Mittelpunkt des Rennsteigs - Selfie! - vorbei an einer, zwei, nein drei überdachten Sitzgruppen - gut, damit ist die Hoffnung, heute in einer Hütte zu schlafen und das Zelt eingepackt zu lassen, dahin. An einer der Bänke ziehen wir auch mal wieder Regensachen über, auch das noch, Zelt im Regen aufbauen, das blieb uns bisher erspart! Wir folgen dem malerischen, über einen Hügel führenden Schotterweg - und stehen plötzlich in Neustadt.

Na gut. Der linker Hand hinter einer Wiese befindliche Waldstreifen bietet sicher Platz für das Zelt, also umrunden wir noch einen Fußballplatz auf dem Weg dorthin - und, o Wunder, es hört auf zu regnen. Wir machen Arbeitsteilung, denn wer weiß, wann es wieder anfängt: ich baue das Zelt auf, Schwesterherz besorgt Wasser. Und Chips. Die Zivilisation hat uns wieder, es ist Samstag Abend, morgen treten wir die Heimreise an! Und das Wetter hält genau so lange, bis wir sogar noch Abendessen gekocht haben; gemütlich im Schlafsack lesen wir noch gegenseitig etwas vor und bei Regengetrommel schlafen wir beide erschöpft ein. Wir sind 90 km in dreieinhalb Tagen gelaufen, das schlaucht.

Ausrüstungsgegenstände für Rennsteig als Selbstversorgerinnen:

  • Zelt, Schlafsack, Isomatte; Schnur (z.B. Segelbedarf, weil die bei Nässe nicht aufquillt) zum Festbinden von allem Möglichen - Isomatten oder so
  • Kocher, Gas, Geschirr und Besteck, Spüle, Geschirrtuch, Schwamm
  • Leukotape gegen Blasen und Scheuerstellen, Verbandsmull, Schere
  • leichtes Essen: Asianudeln, Hirse- oder Couscous- oder Reis oder Bulgur-Eintopf, wo nur Wasser rein muss
  • Wäscheleine und -klammern
  • Kleidung: am besten Funktionskleidung, weil diese Nässe durchlässt und schnell trocknet. Mehrere Schichten! Auch als Schlafkleidung geeignet (aber gewechselt! Nicht die Tageskleidung nutzen, sonst wird man kalt)
  • Eine Bauchtasche ist praktisch für Dinge, an die man schnell dran möchte:
    Geld, Telefon, Reiseführer, Karte