Gastgeberverzeichnis

1. Tag: von Eisenach über den „Kleinen Inselsberg“ zur Ebertswiese, ca. 16 km.

Früh am Morgen startete der Bus 
ab Eisenach über eine Reihe von Ortschaften zum „Kleinen Inselsberg“. Nach etwa einer Stunde Busfahrt stand ich verblüfft vor den verschlossenen Gaststätten am „Kleinen Inselsberg“. Ab 11 Uhr hätte ich meinen heiß geplanten Kaffee bestellen können. Doch dann wäre die Strecke zur Ebertswiese Mitte Oktober nicht ganz ohne Probleme zu bewältigen gewesen. Also marschierte ich bei nebeligem Wetter erst einmal ohne Kaffee los. 
Die nächste Enttäuschung gab es am Heuberghaus. Auch diese Gaststätte hatte ihre Pforten geschlossen. So galt es weiter zu gehen Richtung Ebertswiese, um unterwegs in einer der Rennsteighütten das eigene Vesper in kühler, feuchter Witterung einzunehmen. Gegen Nachmittag erreichte ich das gastliche Berghotel Ebertswiese, wo mir der freundliche Wirt ein Mehrbettzimmer freigehalten hatte, obwohl das Haus gut belegt war. Nach ausgiebiger Stärkung durch das reichhaltige Speiseangebot verkroch ich mich in meine Koje.
Am nächsten Morgen konnte ich durch mein Fenster Rehe beobachten, die sich in der Nähe des Hauses am grünen Gras labten. Wie mir die Wirtin später beim Frühstück sagte, sei dies ganz normal, dass das Wild bis an das Haus kommt und auch keine Scheu vor den Gästen zeige. Das ist doch fast wie im Paradies.

2. Tag: von der Ebertswiese nach Oberhof; 21-26 km

Nach einem üppigen Frühstück ging es hinaus in den nebligen, nicht gerade freundlichen Herbsttag. Nachdem ich noch einige Fotos von der Ebertswiese und dem Haus geschossen hatte, folgte ich zwei Wanderern, die schon 200 mtr Vorsprung hatten. Zu meiner Überraschung wendeten diese und kamen zurück. Zu meiner Verblüffung machten sie mich darauf aufmerksam, dass ich wie sie in die falsche Richtung gelaufen war. Das fing ja gut an, aber sie hatten recht. Also ging es ein Stück zurück zum eigentlichen Rennsteigpfad, wo ich ihn gestern verlassen hatte, und dachte dies hätte mir eigentlich nicht passieren dürfen.
Nachdem sich zu meiner großen Freude die Sonne gegen den Nebel langsam durchsetzte, konnte ich den abwechslungsreichen Weg genussvoll weiterwandern. 
Um die Mittagszeit erreichte ich eine Schutzhütte an der sich schon einige Wanderer mit Hund aufhielten. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass der Hund nichts gegen Fremde hat, suchte ich mir einen Platz in der Sonne, nahe bei der Gruppe. Hier verzehrte ich mein mageres Frühstück, einen Rest vom Morgen, vom kalten Buffet. 
Die Wandergruppe, die aus der näheren Umgebung kam, versuchte mühsam das nasse Holz zum Brennen zu bringen, um 20! schon geschlagene Eier in einer Pfanne zu braten. 
Trotz Sonnenschein wurde es auf Dauer doch recht kühl, so dass ich meine Rast rasch abbrach um mich weiter in Richtung Oberhof zu bewegen. Der weitere Weg entpuppte sich als schön, den ich genussvoll verfolgte. Da die Sonne ab und zu durch die Bäume schien und die Herbstkühle vergessen ließ, das Sprunggelenk und der Meniskus nicht schmerzten, ging es rasch weiter. Asphaltierte Wege für das Training der Wintersportler und deren Langlaufroller deuteten an, dass ich mich langsam der Region Oberhof näherte. Was hatte sich doch seit der Wende alles verändert.
Völlig überrascht wurde ich vom Rummel am Grenzadler. Riesige Betonmassen wurden für alle möglichen Zwecke in der Landschaft verewigt. Trotzdem konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, eine echte Thüringer Bratwurst an der Thüringer Hütte zu essen, ehe ich die letzten km zum Waldschlösschen in Angriff nahm. 
Nach etwa einer halben Stunde erreichte ich die Pension Waldschlösschen. Die gepflegte Atmosphäre des Restaurants mit guter Speisekarte und schönen Zimmern ließen mich schnell heimisch werden. Mein Gott, wie schön kann das Leben auch noch mit 82 sein.

3. Tag: von Oberhof zum Waldhotel Rennsteighöhe (kurz hinter Rennsteig- Bahnhof bei Schmiedefeld); ca. 17 km.

Auch an diesem Tag ging es bei unfreundlichem Wetter nach einem Super Frühstück hinaus in den grauen Herbsttag. Im Wetterbericht kamen erste Ankündigungen von Schnee. Nachdem ich nicht wieder an der Landstraße zurück zum Rennsteig musste, sondern eine Abkürzung direkt zum Rennsteig führte, fing der Tag recht versöhnlich an. 
Eigentlich hatte ich eine Empfehlung, in Schmiedefeld zu übernachten. Da ich wenig Lust verspürte am Ende der Etappe noch 2 km nach Schmiedefeld zu laufen und am nächsten Tag wieder zurück, entschloss ich mich, das ruhig gelegene komfortable Hotel Rennsteighöhe anzulaufen. 
Die Route führte heute auf fast 1000 mtr Höhe zum „Großer Beerberg“ und weiter über das Waldhotel Schmücke, wo ich mich in der warmen Gaststube einmal stärken konnte. Endlich eine Rastmöglichkeit die geöffnet hatte. Leider gab es in der Schmücke zu den schönen Ansichtskarten keine Briefmarken. Also ging es weiter ohne Grüße zu schreiben.
Als ich auf der Höhe von Schmiedefeld ankam, erkundigte ich mich erst einmal telefonisch nach dem letztem Stück Weg zu meiner Unterkunft, die ich nach dem Rennsteigbahnhof etwa eine halbe Stunde später erreichte. Ein gepflegtes Hotel in wirklich extrem ruhiger Lage, neben einem besichtbaren Bunker aus DDR-Zeiten. Nach dem Rummel von Oberhof ein idyllischer Ort mit großer Speisekarte, mitten im Wald.

4. Tag: vom Waldhotel Rennsteighöhe nach Neustadt am Rennsteig; ca. 15 km

Gut ausgeruht und gestärkt ging es am nächsten Morgen weiter. Die Entfernung zum Ziel war heute nur 15 km, so dass ich reichlich Zeit hatte.  Was mich nicht mehr überraschte, war die Tatsache, dass die Gaststätte in Allzunah wie auch der „Großer Dreiherrenstein“ geschlossen hatten. Offensichtlich sehen es die Gaststätten als selbstverständlich an, dass man sich bei schönem Wetter am Gast bedienen kann. Der Umkehrschluss, dass man auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Wanderer hat, scheint nicht mehr überall zu gelten. 
Nachdem ich um die Mittagszeit mein Ziel Hotel-Gasthof "Hubertus" in Neustadt am Rennsteig erreicht hatte, galt es erst einmal zu klären, was man an diesem unfreundlichen Tag noch anstellen konnte. Essen gab es erst am Abend. Eine zweite Gaststätte hatte Ruhetag und das Café war dauerhaft geschlossen. 
So nutzte ich die Zeit das örtliche Rennsteigmuseum zu besuchen. Was es da zusehen gab, war wirklich interessant. Man konnte erfahren, dass die Menschen am Rennsteig früher aus Pilzen, die an Laubbäumen wuchsen, Zunder herstellten.  Zunder benötigte man zum Feuer anzünden und zum Zünden der Munition in Kanonen. Somit war auch der Begriff Zündblättchen geklärt. Der Zunder wurde aus Pilzen gewonnen, die an der Rinde von Laubbäumen wuchsen. Die Pilze erreichten eine Breite bis 30 cm, in Ausnahmefällen bis 60 cm, wurden getrocknet, geschnitten und von Hand zu dünnen Platten geklopft. Offensichtlich konnten die Menschen zu dieser Zeit gut davon leben. Im Jahre 1842 wurden zum Beispiel 21,5 Tonnen Zunderschwamm verarbeitet. Abgesehen von der Zundererzeugung gab es noch manches Interessantes im Museum zu erfahren.

5. Tag: von Neustadt am Rennsteig nach Friedrichshöhe; ca. 18 km

Bei leichten Regen ging es am Morgen los. Ein Wetter, bei dem man normal keinen Hund vor die Türe jagt. Nach einer Stunde ließ der Regen etwas nach. Der Weg führte zunächst neben der Straße in Richtung Teufelsbuche und von da über die Schwalbenhauptwiese nach Masserberg
Hier konnte ich es mir nicht verkneifen, im ersten Hotel des Ortes mein Mittagessen einzunehmen. Nachdem ich mein nasses Cape abgelegt hatte, ließ ich mich mit meiner sicherlich nicht passenden Kleidung zum Essen nieder.  Ich kannte das Hotel noch aus der Zeit nach der Wende, als ich mit meiner Frau während des Rennsteiglaufes abgestiegen war. Es gab ein vorzügliches Essen ala Karte. Einzig allein das Wetter, das man durch die großen Scheiben nicht übersehen konnte, trübte den Aufenthalt. 
Doch es half alles nichts, nach einer Stunde musste ich weitergehen und war froh, als ich die Pension Arnika in Friedrichshöhe erreichte. Die Wirtin begrüßte mich mit Handschlag und einem freundlichen Du und sprach mich zielsicher mit meinem Namen an. Sie klärte gleich meine Bedürfnisse bezüglich Abendessen ab und führte mich zu meinem gemütlichen Apartement. Während das Abendessen nicht das Gelbe vom Ei war stellte das Frühstück voll zufrieden. Mit der viel gepriesenen Heusauna wurde es leider nichts. Unter Heusauna versteht man ein oder zwei Saunagänge, an die sich eine Ruhezeit im Heu mit seinen vielen Kräutern anschließt. 
Friedrichshöhe ist sicher im Sommer und Winter bei schönem Wetter ein idyllischer Ort.

6. Tag: von Friedrichshöhe nach Neuhaus am Rennweg; ca. 16 km

Verlockend sah das Wetter auch an diesem Tage wirklich nicht aus und der Wetterbericht hatte für Oktober Schnee angekündigt. Vom goldenen Herbst war weit und breit nichts zu spüren. Nun, die Strecke für heute war nicht allzulang, da ich für den Abend schon mein Bahnticket in der Tasche hatte. Es konnte also nicht so schlimm werden.
Zunächst führte der Weg durch Wald nach Limbach, einer kleinen schön gelegenen Ortschaft. Zu meiner Überraschung musste ich erfahren, dass es in diesem kleinen Ort ebenfalls einen Porzellan Erfinder, Gotthelf Greiner, ein Glasfabrikant, gab, der nach 1757 das Porzellan noch einmal erfand und eine Produktion errichtete. 
Genaue Recherchen zeigen, dass nicht nur die Chinesen etwa 1000 Jahre früher das Porzellan erfanden sondern dass es noch weitere Erfinder nach Johann Friedrich Böttger in Meisen gab.
Den kleinen Ort Limbach verlässt man über eine kurze unangenehme Steige. Im weiteren Verlauf auf dem Weg nach Neuhaus erkennt man die Bedeutung der großen Kreisstadt Neuhaus schon früh als recht unangenehm. Ausgelagerte Fertigungen stören die Idylle des Rennsteiges schon weit vor der Stadt.
In Neuhaus bei leichtem Schneefall angekommen, suche ich nach einem Restaurant, in dem ich meine total durchnässte Kleidung wechselte und mich wieder menschlicher machen kann.

Resümee, insbesondere für ältere Wanderer:

Alles in Allem war es trotz Wetterwidrigkeiten ein schönes Wandererlebnis. Wenn ich an die Ängste und Bedenken vor meiner Wanderung denke bezüglich Ausdauer, Schmerzen usw., kann ich nur sagen: alles umsonst. 
Ein halbes Jahr vorher in Abständen von 14 Tagen jeweils eine Wanderung über ca. 20 km und 4-5 Tage vor Beginn der Wanderung nochmals eine Strecke von ca. 25 km sind eine gute Vorbereitung. 
Meine Schmerztabletten und das Voltaren - Gel habe ich praktisch nicht gebraucht. 
Bei der Länge der einzelnen Etappen gab es keinen Zeitdruck. Ich konnte die Etappen richtig genüsslich wandern. Verglichen mit dem Jakobsweg war der Teil des Rennsteiges um diese Jahreszeit wenig bewandert. Sicherlich erschließt das Frühjahr den Reiz des Weges besser. 
Im nächsten Jahr werde ich die restlichen 4 Etappen gehen.

Text: Wilhelm Krauspe
Fotos: Wilhelm Krauspe + Internet-Service-Community

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